Ja, ich weiss, manchmal hat man einfach keine Lust mehr, immer auf alles zu achten. Stimmts?
Was Du isst, was Du trinkst, was Du denkst, ob Du dich genug bewegst, ob Du nicht zu viel Stress hast?
Weil man ja als Krebsbetroffene immer schön auf “alles” achten muss.
Damit der Krebs verschwindet.
Oder nicht zurückkommt.
Dieses ewige “Auf-alles-Aufpassen” müssen.
Das macht einfach keinen Spaß und stresst Dich sogar noch mehr.
Tja, und Stress ist ja genau wieder etwas, worauf Du achten sollst.
Also, ein Teufelskreis!
Und eventuell beneidest Du ja auch alle anderen, die einfach “unbeschwert” leben und alles machen können.
Vielleicht bemitleidest Du sogar Dein Leben und Dein Schicksal.
Und Du vermisst einfach DEIN altes Leben.
Das Leben, das Du VOR der Krankheit hattest.
Dieses Leben mit Leichtigkeit, Leben ohne Angst, ohne all diese Verbote und Einschränkungen.
Und ja, ich verstehe Dich sehr gut.
In der Zeit nach meiner Diagnose war ich sehr verbittert und genervt, dass ich plötzlich auf so viele Sachen verzichten musste.
Ich war total genervt, dass ich vieles nicht mehr machen DURFTE und einiges anscheinend machen MUSSTE, damit ich am Leben bleibe.
„Was für ein Leben ist das eigentlich?“- habe ich mich gefragt.
Das war sehr anstrengend.
Mit der Zeit ergab sich für mich jedoch eine neue Perspektive, für die ich heute sehr dankbar bin.
Das, was ich früher als „gezwungener Verzicht“ empfand, war plötzlich kein Verzicht mehr.
Da fragst Du dich bestimmt, wie es zu diesem Wandel gekommen ist?
Ich gebe Dir mal ein Beispiel:
Nach meiner Diagnose habe ich meinen geliebten Rotwein aufgegeben.
Das fühlte sich damals für mich wie ein unglaublich großer Verzicht an.
Ich wollte, wie alle anderen einfach unbeschwert meinen Rotwein genießen können.
(Ich wohne schließlich in einer Weingegend!)
Und auch wenn ich das Gefühl hatte, dass das die richtige Entscheidung war, fühlte ich mich dazu gezwungen.
Ich habe in meinem Fall nämlich immer mind. 3 Gläser getrunken. Und das war auf Dauer weder gesund noch entspannend. Ich hatte Kopfschmerzen, fühlte mich müde und hatte zudem noch Schuldgefühle am nächsten Tag.
Heute frage ich mich eher, wie ich freiwillig und regelmäßig meinen Körper und meine Psyche mit Ethanol betäuben konnte.
Bitte verstehe mich nicht falsch - ich habe grundsätzlich nichts gegen Rotwein.
Wenn Du ab und zu ein Gläschen trinkst, dann genieße es in vollen Zügen!
In meinem Fall reichte mir ein Glas jedoch einfach nicht. Ich mochte dieses Wohlgefühl und die Entspannung, die ich dadurch bekam. Daher fiel es mir besonders schwer.
Also, suchte ich mir mit der Zeit wunderbare alternative Wege, um mich wirklich zu entspannen.
Wie z.B. die Zeit mit meinen Kindern in der Natur, Meditation, inspirierende Bücher oder Gespräche mit gleichgesinnten Menschen, die meinen Geist beflügeln lassen.
Und jetzt fragst Du dich bestimmt, ob ich heute meinen Rotwein vermisse?
Nein, überhaupt nicht.
Ich empfinde das heute nicht mehr so, dass ich keinen Alkohol trinken DARF (wegen Brustkrebs, usw.) = gezwungener Verzicht, „die arme Gosia, die keinen Alkohol trinken darf“.
Heute WILL ich einfach keinen Alkohol trinken. Ich sehe darin keine Vorteile für mich = Selbstliebe. Das ist eine bewusste Entscheidung. Ich fühle mich selbstbestimmt.
Und eigentlich all die Sachen, auf die ich nach der Diagnose “verzichten” musste, fühlen sich nicht mehr als zwanghafter Verzicht an.
Oder die Sachen, die ich plötzlich nach der Diagnose machen musste, fühlen sich nicht mehr als anstrengend an.
Gesunde Ernährung, Sport, Bewegung in der Natur, Meditation, Zeit für mich …
Das sind einfach wunderbare Sachen, die ich entdeckt habe und mir nun jeden Tag gönne.
Und das aus einem einfachen Grund: aus Liebe zu mir selbst, zu meinem Körper und zu meiner Seele.
Heute bemitleide ich mich nicht mehr.
Und ich beneide auch andere Menschen nicht.
Die “”Nicht-Von Krebs-Betroffenen”.
Ich will auch mein altes Leben nicht mehr zurück.
Ich bin stolz auf meinen Weg und auf die Liebe zu mir selbst, die ich auf diesem Wege entdecken durfte.
Worin liegt der Trick?
Beobachte Deine Motivation hinter all den Sachen, die Du jetzt als Krebsbetroffene machst oder machen solltest.
Ernährst Du dich gesund, weil Du Angst hast, den Krebs zu fördern oder wieder zu erkranken?
Oder schenkst Du Deinem Körper wertvolle Nährstoffe, weil Du ihn liebst und respektierst und weil Du weißt, dass Du dadurch Deine Gesundheit stärkst?
Zwingst Du dich zur Meditation aus Angst vor der Krankheit oder genießt Du sie aus Liebe zu Dir selbst?
Nimmst Du Deine Nahrungsergänzungsmittel aus Angst, oder aus Liebe?
Verzichtest Du auf Zucker aus Angst oder aus Liebe?
Wenn Du manchmal aus Angst heraus handelst, nimm es einfach nur wahr.
Nimm es an und beobachte, ob Du eine andere Sichtweise vertreten kannst.
Eine Perspektive der Selbstliebe und Selbstfürsorge.
Shifte von Angst hin zu Vertrauen, hin zu Liebe.
Ich liebe und akzeptiere mich so wie ich bin.
Ich nehme meinen Weg an, mit all den Erfahrungen, die mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin.
Ich respektiere meine Bedürfnisse und ich erfülle sie mit Freude.
Ich kümmere mich liebevoll um meinen Körper.
Ich nähre meinen Geist und meine Seele.
Ich bin dankbar.
Ich liebe und akzeptiere mich so wie ich bin.
Sei stolz auf Deinen neuen Weg der Gesundheit und der Liebe.
Auch wenn es nicht immer einfach ist, das ist Dein einzigartiger Weg.
Ein Weg, der Dich zu Dir selbst führen kann.
Und wenn Du dort ankommst (oder vielleicht schon angekommen bist), wirst Du Dich frei und erfüllt fühlen.
Und plötzlich ist auch wieder die Leichtigkeit und die Süße des Lebens da, die Dir so gefehlt hat!
Vergiss den Kampf gegen Krebs.
Beginne stattdessen eine neue Liebesbeziehung mit Dir selbst, mit Deinem Körper und mit Deiner Seele!
Ich drücke Dich!
Ganz liebe Grüße,
Deine Gosia
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